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‚Neue Sprachen’ in der deutschen Literatur seit 1945 – „Nuovo linguaggio nella letteratura tedesca dal 1945“ Conferenza in lingua tedesca il 18 novembre 2010


18.11.2010,

Die Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann lädt am 18. November 2010 zu einem Vortrag mit Prof. em. Sigurd Paul Scheichl (Universität Innsbruck) mit dem Thema ‚Neue Sprachen’ in der deutschen Literatur seit 1945.
Das Referat ist das sechste im Rahmen der Vortragsreihe der Landesbibliothek, die heuer unter dem Leitmotiv „Zur Wirklichkeit der Sprache“ steht.

In den Jahren 1933 bis 1945 ist die Sprache der literarischen Tradition massiv missbraucht worden. Zwar haben Autoren der älteren Generation (auch solche, die ins Exil gegangen waren) weiterhin den ‚gepflegten’ Stil der bisherigen deutschen Dichtung verwendet, wenn auch oft ironisch gebrochen. Die jungen Autoren, die erst etwa 1945 zu schreiben begonnen haben, sind dagegen von tiefem Misstrauen gegenüber dieser ‚Kalligrafie’ geprägt.
Die pathoslose gesprochene Sprache scheint ihnen eine tragbare Alternative zu sein; sie bestimmt zahlreiche Texte der ersten Nachkriegsjahre (Böll, Borchert, Schnurre usw., etwas später in der Deutschen Demokratischen Republik Hermann Kant). Noch radikaler ist die Orientierung am Dialekt, nicht zuletzt bei dem Wiener Autor H. C. Artmann, auch bei dem Schweizer Kurt Marti.
Zu den sprachlichen Revolten gehört etwa auch der sehr individuelle Stil Arno Schmidts, gehört dann aber auch das besonders radikale Experiment mit dem sprachlichen Zeichen als solchem (Wiener Gruppe, Pastior u. a.). Rückbesinnung auf lokale sprachliche und literarische Traditionen prägt auch große Teile der Gegenwartsdichtung Österreichs.
Eine bestimmten Normen folgende ‚deutsche Literatursprache’ gibt es heute allenfalls noch in der Unterhaltungsliteratur.

Conferenza: Sigurd Paul Scheichl riferisce su ‚Neue Sprachen’ in der deutschen Literatur seit 1945

Dove: Biblioteca Provinciale Dr. Friedrich Teßmann, via Armando-Diaz-Str. 8, Bolzano
Quando: giovedì, 18. novembre 2010, ore 20.00