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VAGABUNDEN: ARMUT, BETTEL UND MOBILITÄT IM ZEITALTER DER INDUSTRIALISIERUNG

VORTRAG MIT BEATE ALTHAMMER
16.10.2023, 20:00
Bozen, Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann

Armut hat viele Gesichter und ebenso tritt Mobilität in vielen Gestalten auf – von gesellschaftlich hoch geschätzten bis hin zu kriminalisierten. Als besonders problematisch galten in Europa spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter soziale Gruppen, in denen sich Armut mit Mobilität verband: Menschen, die mittellos über die Straßen, von Haus zu Haus, von Ort zu Ort wanderten und sich ihren Lebensunterhalt durch das Bitten um milde Gaben zu sichern versuchten. Betteln und Vagabundieren verschwanden auch an der Schwelle zur Moderne keineswegs. Diese Armutsphänomene erlebten vielmehr während der krisenanfälligen Industrialisierung immer neue Konjunkturen. Sie provozierten harte Repressionsmaßnahmen, übten aber zugleich eine merkwürdige Faszinationskraft als Verkörperung einer radikalen Unangepasstheit an die Normen der sesshaften Arbeitsgesellschaft aus.
Ausgehend von Einzelschicksalen skizziert Beate Althammer in ihrem Vortrag den Wandel der Vagabundage und des Bettels in Deutschland zwischen dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die preußische Rheinprovinz dient als ideales Fallbeispiel, in der sich der sozioökonomische Umbruch besonders markant vollzog.

Es moderiert Francesca Brunet (Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte).

Dr. Beate Althammer
hat Geschichte an der Universität Zürich studiert, sie promovierte und habilitierte an der Universität Trier. Beate Althammer war als Dokumentarin und Archivarin in Zürich und Köln tätig, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Trier, Forschungsstipendiatin am Deutschen Historischen Institut London und seit 2015 Lehrbeauftragte an der Universität Lüneburg. 2017/2018 ist sie Fellow am Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kolleg Work and Human Lifecycle in Global History an der Humboldt-Universität Berlin.

Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe „Geschichten von Mobilität, Marginalität und Unterdrückung in Vergangenheit und Gegenwart, Film und Kunst“. Das Programm der Vortragsreihe finden Sie
hier.

Eine Veranstaltung der Landesbibliothek Dr. F. Teßmann und des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen.

Foto: Maurice Weiss, © re:work Berlin